Justine kept calm and went vegan – Interview

Ich war ziemlich aufgeregt, als ich Justine angesprochen habe. Sie und ihr Blog sind eine Inspiration für mich. Veganismus, Fair Fashion und Nachhaltigkeit – drei der besten Themen über die man schreiben kann, wenn ihr mich fragt.

Auf der Wear Fair bin ich ihr begegnet – was für ein glücklicher Zufall!

Ich bin super glücklich, heute ein Interview mit ihr posten zu können.

Seit wann bloggst du und was/wer war deine Motivation/ Inspiration damit anzufangen? 

Ich blogge seit April 2015. Meine Motivation war vor allem, dass ich immer schon gerne fotografiert habe und ich meinen veganen Lifestyle gerne mit anderen Menschen teile.

Was zeichnet für dich einen guten und erfolgreichen Blog aus, bzw. gibt es da einen  Unterschiede? 

Ein guter Blog ist, meiner Meinung nach, nicht gleich ein erfolgreicher Blog und umgekehrt verhält es sich ebenfalls so, denn nicht alle Blogs, die guten Content liefern (was natürlich auch wieder im Auge des Betrachters liegt), haben eine große Reichweite und gehören für mich in die Kategorie „erfolgreich“.
Einen guten und erfolgreichen Blog macht für mich das Bereitstellen von durchdachtem Content aus, (nicht das 100te Fast Fashion-Outfit, das dem neusten Trend nachjagt), das hinterfragen von Themen, eine professionelle fotografische Untermalung der Texte mit ansprechenden Fotos. Regelmäßige Beiträge, eine gewisse Reichweite und ein schöner Social Media-Auftritt runden das Paket sozusagen ab. Außerdem finde ich es wichtig, dass der Blogger hinter dem Blog eine ehrliche und authentische Person ist, die außerdem eine Inspirationsquelle für ihre Leser darstellt. Ein letzter, wichtiger Punkt, der für mich einen guten und erfolgreichen Blog ausmacht, ist natürlich eine ansprechende, übersichtlich gestaltete Website, eben der Blog selbst. Artikel sollten oftmals zum Nachdenken anregen.

Was würdest du zu deinem jüngeren Ich sagen/ihm raten, das gerade den Blog gründet?
Zwar ist die Regelmäßigkeit der Beiträge sicherlich ein ‚Key to success’, wenn es ums bloggen geht, doch sich zum schreiben zu zwingen, wenn dein Kopf mal eine kreative Pause braucht hilft weder dir noch deinen Lesern. Nimm dir eine kleine Auszeit und stresse dich nicht. Alles ist gut und: You either win or you learn.

Wie wird man ein guter bzw. erfolgreicher Blogger?

Wichtig ist sicher, sich mit anderen Bloggern vernetzen aber am Anfang geht es vor allem darum, eine Nische finden, in der man Menschen erreicht, die Interesse haben. Technisch hilft es sehr, regelmäßig Posts hochzuladen, sich mit SEO-Optimierung auseinanderzusetzen, Social Media zu nutzen, abwechslungsreiche Themen zu behandeln ohne seinem Thema untreu zu werden. Und sonst? 
Ehrliche, authentische Artikel, guter Austausch mit den Lesern, Gastartikel schreiben, professionelles Kamera-Equipment, Weiterentwicklung im Bereich Fotografie, Zeitmanagement, etc.

Geht es um mehr als nur die Zahlen (Follower, Likes usw.) und was bedeuten die Zahlen für dich?

Natürlich geht es um mehr als Zahlen. Doch die Zahlen sind nunmal auch wichtig. Denn wenn du keine Leser hast, ist es schade um den Content und die Zeit, die man reinsteckt. Vor allem ist es wichtig seine Zahlen zu kennen, um zu erfahren, welche Themen die Leser interessieren und welche eben nicht.

Siehst du das Bloggen als Beruf,  ist es dein Zukunftsziel ?

 
Egal wohin mein Weg mich führt, das bloggen wird sicherlich noch eine lange Zeit ein Teil meines Lebens sein. Jedoch habe ich noch einige andere Pläne abseits des bloggens.

Was für einen Platz nimmt das Bloggen in deinem Leben ein?

Ich sehe Bloggen momentan als meinen Beruf, jedoch sehe ich es nicht als ultimatives Zukunftsziel. Ich werde wohl noch sehr lange bloggen, in kleinem Ausmaß, mir scheint, für immer. Einfach schon, weil es mir viel Spaß macht und ich sehe, dass ich andere Menschen mit den Themen, die ich anspreche, inspirieren und zum Nachdenken anregen kann.

Wie sieht der Alltag eines Bloggers aus ?
Natürlich dreht sich ein großer Teil der Arbeit, die wir tun, um das fotografieren, schreiben, Fotos bearbeiten und gestalten. Insofern hat das bloggen wirklich viele kreative Komponenten, was mir unglaublich wichtig ist. Ein weiterer Teil ist eher technisch; dazu gehören das pflegen der Website, SEO und was man sonst alles aus dem Online-Marketing kennt. Den sozialen Aspekt decken Blogger-Events oder –Reisen ab. Beides sehr schöne Gelegenheiten auch offline mit Gleichgesinnten zusammen zu kommen. Abseits dieser genannten Tätigkeiten nimmt das denken einen wichtigen Platz ein. Das mag etwas interessant klingen, ist jedoch so. Du denkst einfach ständig darüber nach, wie du den Blog weiterentwickeln kannst und neuen Themen einbauen könntest, aber das kennen sicher alle, die irgendwie unternehmerisch oder selbstständig veranlagt sind.

Wie verdient ein Blogger sein Geld, reicht es zum Leben? 
Blogger verdienen bspw. Geld durch gesponserte Beiträge, Affiliate-Links, Bannerwerbung und gesponserte Social Media-Beiträge. Bei manchem Bloggern reicht es zum Leben, andere verdienen ‚nur’ ein paar hundert Euro, wieder andere gar nichts und sehr erfolgreiche Blogger verdienen mehrere tausend oder zehntausend Euro pro Monat. Das hängt davon ab, wie groß die Reichweite ist und wie erfolgreich ein Blogger mit Unternehmen kooperiert. Das Einkommen bei Bloggern variiert schlussendlich auch deshalb sehr stark, weil in unterschiedlichen Branchen unterschiedlich viel Geld für Influencer ausgegeben werden kann. In Unternehmen in der klassischen, kommerziellen Modeindustrie ist dafür zum Beispiel viel mehr Budget vorhanden als bei nachhaltigen Möbelherstellern.

Was ist deiner Meinung nach der Unterschied von konventionellen Bloggern und Umweltbewussten? Was ist am „umweltbewussten“ bloggen der Nachteil und was der Vorteil ? (Kooperationen, zugeschickte Produkte,..) 

Als ’umweltbewusster’ Blogger ist es schwieriger bzw. langwieriger, Geld zu verdienen, da bspw. kleine Fair Fashion-Labels höchstens ein Produkt kostenlos zur Verfügung stellen können, jedoch keinen finanziellen Anreiz für einen Beitrag zahlen können. Man muss sich sehr oft gegen Kooperationen entscheiden, die einem zwar Geld bringen würden, aber nicht mit den eigenen Prinzipien zusammenpassen. Das ist sehr spannend, man lernt sich selbst gut kennen und muss sprichwörtlich dafür bezahlen, für die Dinge, an die man glaubt, einzustehen. Ich sehe einfach die Verantwortung hinter meiner Reichweite und stelle diese bei genannten Entscheidungen in den Vordergrund.

Bei Bloggern liegt Arbeit und Privates ja sehr eng beieinander, wo ziehst du die Grenze und hattest du damit schonmal Probleme ?

 
Man fragt sich vor allem am Anfang, ob dies oder jenes nicht zu privat ist, um es der Öffentlichkeit zu zeigen. Alles in allem hatte ich damit nie echte Probleme.

Wie handhabst du das im Urlaub ?
Es ist manchmal schwierig, weil man oft „in Content“ denkt. Manchmal geht es soweit, dass man einen Juice, den man sich kauft, danach auswählt, ob die Farbe ‚Instagram-friendly’ genug ist oder man natürlich dort Urlaub machen möchte, wo man auch schöne Kulissen für Outfit-Shootings hat. Man muss wirklich lernen, das manchmal abzuschalten. Doch seit einiger Zeit gelingt mir das ganz gut. Ich mache mir keinen großen Stress wegen meines Instagram-Profils und lege das Handy vor allem im Urlaub auch mal ein paar Tage beiseite.

Nervt es dich manchmal immer alles zu dokumentieren, also zum Beispiel das Essen immer erst zu fotografieren bevor du es isst ?


Ich mache extra Rezept Shooting-Tage, an denen ich alles fotografiere und arbeite so für die nächsten Wochen vor. Da stört es mich nicht, erst danach zu essen. Wenn ich mir etwas zu Mittag koche, zeige ich es manchmal auf Snapchat und auch da stört es mich nicht, es zu zeigen. Wenn ich jedoch einfach keine Lust habe, das Essen zu ‚snappen’, dann mache ich es auch nicht. Anfangs habe ich mich da mehr gestresst. Mittlerweile steht wirklich an erster Stelle, dass ich mich wohl fühle. Wenn ich kein Foto machen möchte, sondern einfach direkt schlemmen will, dann tue ich das! Wenn ich unterwegs esse, dann mache ich schon meistens ein Foto, aber das gehört mittlerweile irgendwie dazu und es stört mich und die Menschen in meiner Umgebung nicht.

Glaubst du, jeder von uns kann einen Unterschied machen und etwas positives bewirken ? (Schmetterlingseffekt,..)
Natürlich! Jede noch so kleine Entscheidung, die wir tagtäglich treffen, hat eine Folgewirkung, sei sie auch noch so klein. Jeder Mensch kann etwas Positives bewirken und einen Unterschied machen. Wie es sinngemäß auf der Berliner Mauer geschrieben steht: Viele kleine Menschen, die in vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern.

Wie handhabst du das Technische, machst du alles allein oder hast du Hilfe ?
Ich habe die Website mit Hilfe von Youtube-Videos und Anleitungen im Internet aufgebaut. Dazu habe ich ein Theme von WordPress verwendet. Am Anfang war alles sehr verwirrend aber mittlerweile komme ich gut klar und wenn ich mal eine Frage habe, schreibe ich dem Support. Ich habe also alles alleine gemacht, wobei mir Alex, mein Freund, immer wieder hilfreich zur Seite stand und wir uns gemeinsam durch die Weiten des Webdesigns gekämpft haben.

Was liebst und was hasst du am Bloggen ?
Ich liebe, dass man eine eigene, kreative Welt aufbauen kann, dass man schreiben kann, worüber man möchte und andere an dem teilhaben lassen kann, was einen so beschäftigt und genau auf die Themen eingehen kann, die einem wichtig sind. Ich finde es toll, andere Menschen zu inspirieren. Ich mag nicht, dass man oft automatisch in Content denkt und sich privat und bloggen manchmal einfach zu stark vermischt. Doch das kann man, durch das eigene Verhalten beeinflussen und ich lerne täglich, besser darin zu werden, zu wissen, wann Arbeit Arbeit ist und wann Privates Privates ist.

Ist Wien eine gute Stadt für Blogger ? 
Ja, auf jeden Fall. Es gibt immer wieder spannende Blogger-Events, PR-Agenturen, die gerne mit Bloggern zusammenarbeiten und viele andere, sympathische Blogger, die ich immer wieder gerne treffe und mich mit ihnen austausche. Außerdem gibt es in Wien schon einige Blogger, die sich mit Fair Fashion auseinandersetzen, was ich natürlich auch großartig finde! Dass in Wien viele schöne Wände darauf warten, für Shootings als Hintergrund zu dienen, lasse ich jetzt mal außen vor.

Vielen Dank liebe Justine, dass du dir Zeit für mich genommen hast. Ich schätze das sehr. 

Schaut umbedingt mal auf ihrem Blog vorbei. 
Aufgepasst Jungs; ihr Freund Alex postet auch faire Mode für Männer dort!

Kategorie Kopf, Nachhaltigkeit

Atmet und schläft in Wien. Arbeitet ebenda auch manchmal. An Illustrationen, Fisimatenten oder daran endlich die richtige Müllsack Größe zu kaufen. Macht manchen Sorgen und sich eine große Freude mit dem Studium der Sprachkunst. Schreibt über Fliederlila, Stromausfälle und Zitronenschaum. Irgendwas im Internet, ihre Oma ist sich da nicht so sicher, unter urbananouk.com. Mag Pfirsiche, aber nur die flachen.

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