Fliegende Tage

Der Zucker fliegt über den Tisch. Wir reden über Fliederlila und Rostbraun und haben beide noch nie Kaiserschmarrn gemacht. Um uns Menschenmurmeln, kugelnde Stimmen in warmer Luft. Den Kaffee trinken wir Frappé, meine Eiswürfel schmelzen schneller als deine. Ich schiebe dir einen Zettel über den Tisch, dass unser Nachbarn uns belauscht. Später meinst du, er hat eine halbe Stunde dieselbe Seite in seinem Buch gelesen.
Ich überlege, ob ich meine Tage zum Fenster hinaus schmeiße, du zuckst die Schultern. Just have fun, meinte meine Mutter. Zu viel Freiheit ist auch weird sagst du, wir lachen und ich nehme mir vor heute noch was für die Uni zu lernen. Ich schiebe mein Fahhrrad neben dir, du erzählst mir von orangen Haaren. 

Am Küchentisch lese ich ihre Nachricht. Möchtest du ein bisschen tanzen kommen? Bis gleich tippe ich und ziehe meine Jacke, die wie ein übermütiger Teppich aussieht an. Ich biege in den Burggarten, eine Frau mit Harfe sitzt an einer Ecke und ein Mann fotografiert seine Frau vor dem Brunnen. Wir stehen am Heldenplatz, sie grinst mir unter ihren Stirnfransen zu und auf der Bühne tanzt eine Frau in Sari mit blauem Nagellack. Eine Person mit grauen langen Haaren weht eine Europafahne. Auf ihrem T-Shirt steht Gast auf Erden. Die Menschen tanzen mit viel Schultern und Hüfte und alles sieht leicht aus. Mein Radhelm klopft bei jeder Bewegung gegen mein Bein.
Wir sitzen im Gras, jemand erzählt etwas über WG-Dynamiken, ich muss husten von der Nebenmaschine.
Wie ist dein Sexleben, fragt mich jemand, ich möchte kein Bier kaufen und starre die Pizza am Kiosk an. Sie sieht auch wie Plastik. Auf einer Bank sitzt ein Mann, isst einen Apfel und kommt sich jung vor. Da ist der Typ vom Donaukanal sagt jemand. Der, der immer in weißer Unterhose baden geht, sage ich nickend. Mein Weisheitszahn zieht. Ich geh dann mal, bis dann. Niemand weiß, wann dann ist. Ich schiebe mein Rad an den Rosen vorbei, die Frau mit Harfe ist verschwunden.
In der Josefstadt reinigt ein Mann sein Auto mit einem Hochdruckreiniger.
Meine Wahlkarte ist immer noch nicht angekommen.

Kategorie Geschichten, Kopf

Atmet und schläft in Wien. Arbeitet ebenda auch manchmal. An Illustrationen, Fisimatenten oder daran endlich die richtige Müllsack Größe zu kaufen. Macht manchen Sorgen und sich eine große Freude mit dem Studium der Sprachkunst. Schreibt über Fliederlila, Stromausfälle und Zitronenschaum. Irgendwas im Internet, ihre Oma ist sich da nicht so sicher, unter urbananouk.com. Mag Pfirsiche, aber nur die flachen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*