Atmet und schläft in Wien. Arbeitet ebenda auch manchmal. An Illustrationen, Fisimatenten oder daran endlich die richtige Müllsack Größe zu kaufen. Macht manchen Sorgen und sich eine große Freude mit dem Studium der Sprachkunst. Schreibt über Fliederlila, Stromausfälle und Zitronenschaum. Irgendwas im Internet, ihre Oma ist sich da nicht so sicher, unter urbananouk.com. Mag Pfirsiche, aber nur die flachen.

Alle Artikel von Anouk Doujak

Das Meer malt Linien in den Sand

ich denke mich zurück in die sonne, bis mir das meer wieder um die knöchel spült.
eine welle zieht mir den sand unter den füßen weg und malt linien in den sand.
steine rollen über meine füße.
das wasser ist kalt und der wasserschaum so weich.
das meer grollt, in seiner tiefe schlagen steine aneinander, sand rieselt.
auf seine oberfläche malt der wind formen.
ich gehe wieder den weg entlang.
es riecht nach überreifen obst, das schon leicht vergoren am straßenrand liegt, so süß sauer stechend.
der orleander so pink,
eine eidechse verschwindet in einer steinritze.
die hitze macht mich müde.
müde, ach, der alltag macht mich müde,
in dem ich nun wieder aufwache.
gedanken sind freiheit, du bist frei.

HERBST 2017

Von Sockenschubladen und schwarzen Autositzen

ein schweißtropfen rinnt hinter meinem ohr,
die luft lässt sich anfassen.
wind, wie angene- ach doch nicht, auch der ist ofenwarm.
meine hände kleben, der schwarze autositz brennt unter meinen schenkeln.
ich verfluche die hitze.
wie jedes jahr vergesse ich die kälte, die idee einer jacke ist verschwunden.
drei socken für einen monat klingt realistisch.
barfuss, ich gehe immer barfuss zuhause.
meine zehen bestehen auf diese freiheit.
der letzte sommertag, alle sagen mir das, es klingt wie eine drohung – wenn du nich sofort das haus verlässt, wird der winter dich von innen heraus auffressen.
ich glaube ihnen nicht, es ist sommer.
plötzlich zähle ich meine jacken.
meine füße sind das erste mal kalt.
was bei den zehen anfängt, kann nicht aufgehalten werden.
sie kriecht langsam, aber beharrlich, die kälte.
du merkst erst wie kalt dir ist, wenn du dich umdrehst, um das duschwasser kälter zu drehen, weil es so brennt, nur um zu sehen das es ist wie immer. nur du nicht.
kalte finger, unter einer warmen decke.
wo ist der sommer. ich habs dir gesagt, sagst du.
und ich habe dir wie jedes jahr nicht geglaubt. und krame in der sockenschublade.

HERBST 2017

Mein Sommer

wie war dein sommer fragst du mich.
nickend und nichts sagend reden wir am gang.
der sommer wird von zeit zu einem ort, meinem ort denn du nie betreten wirst.
einem ort voller leben, sonne und lachen und weinen. ein ort an den nur mein sommer-ich und meine sommer-menschen gehören.
an deinem gesicht sehe ich wie schnell er vergangenen, aber an deinen haarspitzen auch wie ausgiebig und lang er war, der sommer.
und plötzlich sind da fristen, papier und fremde gänge voller menschen.
plötzlich sind wir wieder da, im geregelten rhythmus.
vielleicht sind unsere stifte noch vertrocknet, aber er hat uns wieder, der herbst.
die sommersprossen auf meiner nase verblassen langsam und meine füße sind das erste mal kalt.
ich trinke ingwer tee, muss gesund bleiben, sage ich, und klopfe dreimal auf den tisch.
es gibt wieder einen grund früher schlafen zu gehen, die notwendigkeit eines weckers.
schweifende sommer-gedanken verlieren ihren platz, die bahn ist voll und ich mittendrin.
das ist also das neue alte leben.
mein sommer war schön.
deiner hoffentlich auch.

HERBST 2017

Stockholm Guide

stockholm sind kaffee flecken im schnee, rote ohrspitzen, enorme plattenbauten neben kleinen gepflasterten gassen, blaue abendstunden und ewig rote ampeln. 
stockholm ist voller baustellen, die um den taxifahrer zu zitieren “it’s a real shit” sind. 
aber am ende des tages ist stockholm ein lächelndes ‘hej hej’ und es geht nur darum nicht den eisigen gehsteig zu küssen und die ostseeluft zu atmen. 

Stockholm ist immer eine gute Idee. Nun, außer im kalten dunklen Januar. Wie wir die Tage trotzdem genoßen und meine persönliche Tipps lest ihr in diesem Stockholm Guide. Ach, und ein verdammt guter Schokokuchen, der kommt auch vor.

Restaurants 

Essen müssen wir alle und ist es nicht  immer eine Freude all die neuen Restaurants auszuprobieren? Für mich sagt die nachhaltige, vegane Szene immer viel über eine Stadt aus. In Stockholm haben wir bunt und gut gegessen und deshalb startet der Guide damit.

Hermans
Fjällgatan 23B 
116 28 Stockholm 
Täglich 11 – 21 Uhr 
hermans.se

Selber als Tipp bekommen, kann ich die Empfehlung nur weiter reichen. Ganz in der Nähe des Fotografie Museums, auf den Klippen mit schönen Ausblick über Wasser und Stadt liegt es, das Hermans.
Normalerweise mag ich keine Buffets, aber die Auswahl und Vielfalt des Hermans hat mich überzeugt. Von gutem Brot, etlichen bunten Salaten, Gemüse und warmen Speisen wie „Lentil Sheppards Pie“, Lasagne oder Curry reicht das Angebot.
Am günstigsten ist es von 11-15 Uhr, danach wird es eine Spur teuerer, aber ich finde es ist gerade für Stockholm ein super Preis Leistungsverhältnis.
Ich glaube für Essen und Getränk haben wir 15 Euro gezahlt und man kann sich so viele (Yogi) Tees machen wie man möchte.
Desserts und Kuchen werden separat angeboten und ich kann nur sagen – der Schokoladenkuchen war der beste den ich jemals gegessen habe!
Abends lohnt es sich wahrscheinlich zu reservieren.

 

 

Hälsocafet Mahalo
Hornsgatan 61
118 49 Stockholm 
halsocafet.se

Hipster in ihrem natürlichen Habitat trifft man hier am besten. Neben den „insta-worthy“ Smoothie Bowls gibt es Wraps, Sandwiches, rohe Desserts, Buddha Bowls und Burger. Alles sehr ästhetisch und gut. Kann ich nur empfehlen.

Sattva Bageri
Stora Nygatan 6 
111 27 Stockholm 
10-18 Uhr

Gelegen in der Altstadt liegt diese kleine Bäckerei. Neben veganen Kanebullar und sonstigen Bäckereien gibt es mit Spinat oder Curry gefüllte Teigtaschen und guten Tee. Strahlend wird man von einem indisch aussehend Herrn mit wallendem Haar und Flip Flops  (bei einer Temperatur von -1°C) bedient. Gut zum Aufwärmenden und Ausruhen nach einem Spaziergang durch die kleine Altstadt.

Sally Voltaire & Systrar
Drottninggatan 45 
111 21 Stockholm 
sallyochsystrar.se

Eher enttäuscht war ich von diesem Restaurant – gelegen in einem Kaufhaus werden bunte Salatschüsseln angeboten. Das Ambiente war mir zu unruhig, das Essen okay.

Eatnam
Odengatan 85 
113 22 Stockholm
eatnam.se

Typischer Vietnamese mit hipper Einrichtung. Das Essen ist gut, aber nächstes Mal würde ich dann vielleicht doch ein paar mehr Euro aufwenden und das Minh Mat besuchen, das eine eigene vegane Speisekarte haben soll.

Bioläden und Supermärkte

Natürlich wird es bei den schwedischen Preisen nicht immer ein Restaurant sein – in den Bioläden und Supermärkten findet man aber meist ein paar Snacks oder auch Frühstück. Ich habe mir sagen lassen, dass es sich im Sommer anbiete diese am Wasser zu verzehren 🙂

Museen

Neben herumstrolchen und essen war unsere liebste Beschäftigung die Besichtigung von Museen.

Fotografiska 
Stadsgårdshamnen 22  
116 28 Stockholm 
fotografiska.eu

Vielleicht meine liebste Erinnerung (abgesehen von dem Schokokuchen 🙂 ) ist das Fotografie Museum. Direkt an der kalten Ostsee gelegen befindet sich das Backsteingebäude. Angesehen haben wir uns folgende Ausstellungen:

lda Borg – Hygiene -A Circle of Life 

Besonders berührt haben mich die Fotos von Ida Borg. Ihre Bildsprache, das Licht und die Intimität und Einfachheit finde ich wunderschön. Doch die Ausstellung sollte auch auf etwas aufmerksam machen:

Regardless of where you find yourself in the circle of life, your health is dependent on hygiene – yours and that of others.
In addition to its crucial role in our survival, hygiene has also a great impact on socio-economic progress. However, this essential progress is obstructed by obstacles such as taboos, traditions, ignorance and lack of resources. For example only seven percent of fathers in Sweden have talked about menstruation with their daughters. 1,400 children die every day of diarrhoe. One of three infections among children could be avoided with access to soap and clean water. In addition, there is a considerable loss of production due to taboos and lack of suitable hygiene, especially for women.

Ich kann nur wärmstens empfehlen mal durch ihre Bilder zu stöbern.

Chen Man – Fearless & Fabulous 

Auch, wenn mich die Ästhetik der Bilder nicht sofort angesprochen hat, finde ich sie in Bezug zu ihrem Hintergrund spannend und beeindruckend.

In 1980, the year of Chen Man’s birth it was not common to talk about fashion in China. On the quiet hutongs in Beijing’s old city neighbourhood where Chen Man was born and raised, you would have seen Beijing grandparents strolling along with their bird cages after early morning Tai Chi exercises mostly dressed in grey or blue Mao suits, China’s national fits since communism came into power in 1949. Time felt remote. Perhaps in the mind of the western world it was the last image of a China still lingering in oriental serenity. After endless revolutions, class-struggles, poverty and isolation, China is eager to embrace the world with hope, curiosity and uncertainty Chen Man calls herself and her post-1980s generation of Chinese youth the witnesses of China, „when the dream becomes true“. But which dream? Certainly not the same dream of communism that the generation of Chen Man’s parents held, but the dream of materialistic happiness that has transformed China, seemingly overnight, into a capitalist society.
Today as the world looks on at China’s growing economic strength and increasing global influence, the image of China needs an update.

Åsa Sjöström – Silent Land 

Mit intensiven Farben und gefühlsdichten Fotografien lässt Åsa Sjöström den Betrachter Moldawien mit ihren Augen sehen. Sehr ergreifend.

Nick Veasey – Inside Out 

Everything is stripped down to the bare bone, the raw metal or whichever components are included in the objects that are subjected to Nick Veasey’s X-rays. He captures everything from the beauty of Victorian clothes to the fragility of a flower, or, why not, the humorous fact that a host of well-known personalities shares the same skeleton?

Moderna Museet
Exercisplan 4 
111 49 Stockholm 
modernamuseet.se

Das Moderne Museum befindet sich auf einer kleinen Insel, umschwommen von Schwänen und angelegten Booten. Der Einritt ist frei, die Werke vielfältig und der Museums Shop bunt. Besonders gefallen haben mir die Leseecken gefüllt mit Kunstbüchern zum Stöbern.

Geschäfte 

Da wir alles zu Fuß gegangen sind, sind uns viele Schaufenster begegnet und hin und wieder haben wir uns verleiten lassen und einen Blick herein geworfen.

Keramikerna 
Åsögatan 159 
116 32 Stockholm 

Es gehört vielleicht nicht zu meinen durchdachtesten Zügen, aber ich liebe Keramik aus fremden Städten. Bis jetzt ist noch jeder Teller und jede Tasse heil in Wien angekommen und fingers crossed, dass das so bleibt.
Im Keramikerna kann man handgegossene Tassen in allen Farben und Größen erstehen und auch mit floralen Designs.
Wer Glück hat erwischt beide Frauen bei der Arbeit und ihr kleiner Fellpuschel-Hund übernimmt die Begrüßung.
Auch ein besonders schönes Geschenk.

Ecosphere
Bergsunds Strand 32 
117 38 Stockholm 

Klein und fair würde Ecosphere kurz und bündig beschreiben. Vertreten sind viele bekannte Fair Fashion Marken und es gibt auch den ein oder anderen Schnickschnack. Ganz nett, aber ich hätte mir mehr schwedische Produkte gewünscht.

Hope Shop 

Schlichte aber schöne Schnitte findet man im Hope Shop. Wie sie zu Nachhaltigkeit stehen findet man auf ihrer Website.

Orte und Stadteile 

Södermalm – der Hipsterbezirk, den wir nicht finden konnten. Da uns kleine künstlerische Geschäfte und ein alternativer Stadtteil versprochen wurde, spazierten wir eine gefühlte Ewigkeit die Straßen entlang und fanden nur Plattenbauten vor.
Einzig auf der Hornsgatan waren ein paar Läden.
Wo es uns besser gefallen hat, war rund um Keramikerna, also die Åsögatan hinunter.
Was ich als perfekten Tagesplan empfunden habe, war vormittags das Fotografie Museum zu besuchen, danach bei Hermans zu essen und dann zu Keramikerna und in der Gegend herum zu flanieren.
Auch schön, aber überschaubar ist die Altstadt. Dort lauern viele Touristenfallen, aber in den Seitengassen ist es sehr nett, besonders in den blauen Abendstunden, mit all der Beleuchtung, die auch im Januar / Februar noch an Weihnachten erinnert. Dort findet man auch die Sattva Bageri.

Sonstiges

Abendlicht

Stockholm im Winter ist dunkel, morgens, nachmittags, abends. Doch anders als das bald schwarze abendliche Wien, leuchtet der Abendhimmel in Stockholm satt blau. Vielleicht ist es der Himmel, der sich im Wasser spiegelt, wie auch immer, dunkel ist nicht gleich dunkel und in Stockholm ist es besonders schön dunkel.

Goodeatings Stockholm

Malin von goodeatings Videos sind immer wunderschöne Minuten voller Farb- und Lichtstimmungen  und Ruhe und so ist auch ihr Stockholm Guide sehenswert.

Wart ihr schon mal oben im Norden? Was hat bei euch Eindruck hinterlassen?

Många kramar,

Stephanie

Nach dem Buchstabenschwall nun noch ein paar bildliche Eindrücke.

 

Palermo im Kopf und Pistazie im Bauch

Palermo hat sich vielleicht keinen Platz in meinem Herz geschaffen, dennoch hat es sich in zwei kleine Texte entladen.

KNIETIEF IM TIRAMISU
auf italienisch heißt – we’ll pick you up at the airport wohl erstmal durch die halbe stadt gefahren zu werden, zu pistazieneis genötigt zu werden, salzige luft zu inhalieren und blau zu tanken, irgendwo zwischen deutsch englisch und italienisch auf verständis zu treffen oder es zumindest zu hoffen, meterlange regale mit pasta zu bestaunen und sich trotzdem erstmal verloren zu fühlen. doch vielleicht, wenn man den kopf nur tief genug in tiramisu steckt, findet man sich wieder.

PALERMO IM KOPF UND PISTANZIE IM BAUCH
wieder einen tag von der sinnüberflutung durch die straßen gespült worden, an ecken geraten, an denen man den schmuck doch lieber auf den grund der tasche rutschen lässt, durch autos geschlängelt und mit zwei zentimeter dicker staubschicht wieder aufgetaucht. plätze überquert, an denen rauch nach oben und stimmen nach unten steigen.
und auch nach dem elften salve sehe ich noch lorbeerkranz und leinenkutte vorm inneren auge.
palermo, grazie mille, du hast uns mit käse überzogen und mit pistanzie gefüllt.
hast uns an deiner frittierten seele knabbern lassen und nicht mal bemerkt, wie wir um deine sandsteinmauern schlichen oder zumindest so getan.
hast uns mit italienisch übergossen, egal wie unverständlich unser gesicht, hast uns mit monsterablättern größer als pizza gedeckt und gleichzeitig hunderte mückenstichte zwischen knöchel und knie verpasst. hast klischees verschluckt und uns kurz darauf wieder vor die füße geworfen und den modrigen geruch, den man nur im süden findet, aus den wasserrohren gespuckt und nochmal laut sommer damit geschrien.
auch, wenn ich wien nun freudig begrüße, wird es dauern, bis nicht mehr jede meiner zellen aus weizen besteht und ich das letzte mal den knöchel kratze.
du weißt, wie du dir platz schaffst, ciao palermo. //

Bei etwaigem Palermo Besuch kann ich das vegane Restaurants Haiku, einen Spaziergang durch den Botanischen Garten und eine Besichtigung der Kathedrale empfehlen.

Cari Saluti,
Stephanie

Sommeretikette

es ist so heiß, dass alles platzen möchte.
die luft, die erde, genauso wie die äpfel auf der wiese.
mein kopf schwindelt vor pickigem vanillearoma, dass in den gassen hängt.
ein kind rennt mir entgegen, die sorge der mutter ist kleiner als die schwere in ihren beinen.
auf dem rücksitz schaukelt eine mineralwasserflasche, genauso ekelhaft lauwarm wie all unsere körperflüssigkeiten.
am kinn des kindes klebt das, was als erdbeer verkauft wird, rosa und klebrig.
die luft ist so süß, dass sie schon fast sauer riecht.
ein tropfen rinnt mein bein herunter und bleibt in der kniekehle sitzen, ich überlege ob meine mannerschnitten jetzt auch schmelzen, zuhause im regal.
die ganze stadt schwitzt lauthals leise, einige bäume vertschüssen sich schon in den herbst.
ich drehe die musik lauter, so als könnte sie die temperatur überdecken.
und während wien raunzend und haaas mit eisgefüllten bäuchen vor sich hin vegetiert, da pflege auch ich meine sommeretikett mit dem viertelstündlichen hinweis auf die hitze an jeden, der nicht eher flüchtet, aber wer tut das schon, bei 38,5.
hinter einem seufzer, so theatralisch wie es sich in der stadt, an der die milde arroganz von den stuckfassaden bröckelt, gehört, verstecke ich meine liebe.
meine liebe zu dieser abartigen hitze, dem gefühl dass es dir eine zelle nach der anderen wegbrennt, die gedanken so langsam wie bewegungen unter wasser, die stadt gelähmt und alles endlich nicht mehr rennt, sondern sich eine langsamkeit zugesteht und nichts außer die frage pistazie oder haselnuss oder doch zitrone einen sinn macht. / 

AUGUST 2018

Gedankenstoff

wenn sich alles in gewohnte bahnen verlaufen hat, sollte man hin und wieder bewusst anecken.
seit einiger zeit bemerke ich, dass fakten, die mich vor jahren noch aufkochen ließen, jetzt nicht mal mehr die letzte gehirnwindung kitzeln. ich habe es mir gemütlich gemacht in meiner blase, das mittelmaß lebend, versunken zwischen entscheidungsfragen, die nicht viel über mein eigenes leben reichen.
den input beschränkt auf bisschen swipen und klicken, ja nichts, was zu lange dauert, weil meine konzentraktionsspanne leichter platzt als seifenblasen.
deshalb habe ich mir jetzt vorgenommen, wieder gegen diese gedankliche faulheit anzukämpfen. mir wieder mehr als unbedingt nötig abzuverlangen, da oben, im hirnkastl drin.
und das bedeutet auch stolpern. stolpern über die eigenen gewohnheiten. ankämpfen gegen den automatischen händegriff zum iphone, weil es anfangen muss zu rattern und mein hirn schon nach einigen paragraphen zu keuchen anfängt.
kopf schütteln, weiterlesen. und irgendwann kommt dann auch der lesefluss, ach, klingeling das handy.
und doch spüre ich schon nach einigen seiten, wie neue verbindungen funken und alte langsam wieder knistern.
vor sieben jahren habe ich angefangen mich vegan zu ernähren und ja, seitdem ist auch zeitenweise wieder käse am teller gelandet. doch im großen und ganzen lassen sieben jahre eine gewohnheit wachsen. gleichzeitig muss ich mir eingestehen, dass diese begeisterung des neuanfangs, wo alles geteilt und erforscht werden will, verfliegt. nach diesen jahren, brennt es einfach nicht mehr so heiß.
deshalb scheint es auch notwendig hin und wieder etwas zu zündeln, sei es um altes aufzufrischen oder neue (gedanken)wege zu gehen oder einfach mal den kopf aus dem gemütlich glimmernden bildschirm zu ziehen.

besonders empfehlen kann ich dazu übrigens das Enorm Magazin, das ich zu weihnachten als abo geschenkt bekommen habe und seitdem sehr gerne lese oder auch die An.Schläge, die schlicht und einfach gute arbeit machen, bilden.
neben diesen print medien finden sich aber auch auf instagram gedankliche goldgruben wie zum beispiel ceremonialsofsavage . denn das anecken an gewohnheiten bezieht sich ja nicht nur auf konsumverhalten, sondern auch politik, zivilcourage und zieht seine bahnen durch jeden lebensbereich.
eine letzte anmerkung drängt sich noch auf – die zeit. die möchte natürlich auch erst mal gefunden werden. bei mir bedeutet das umschichten, prioritäten setzten, vielleicht nicht mehr abends, um die eigene realität abzuschalten in andere leben rutschen, story nach story.
fällt mir das leicht? nein, aber vielleicht schreibe ich es deshalb hier, um es festzunageln an meine virtuelle gedankenwand.
wo holt ihr euch frischen gedankenstoff?

Nach Paris auf an Kaffee

Es waren mal zwei Kärntner. An einem Samstagmorgen saßen sie beim Frühschoppen, und ihr morgendliches Getränk hatte mehr Ähnlichkeit mit einem Bier als einem Kaffee.
Ein gewöhnlicher Samstag in Bad Eisenkapell der 60iger Jahre.
Je leerer die Glasalan wurden, desto lustiger wurden die Scherze der Männer, wie das nun mal so ist.
So sagt der eine – najo, dann fahr ma halt nach Paris auf an Kaffee.
Die Männerrunde lachte, bis einer den magischen Satz aussprach, der Groß und Klein Berge versetzten lässt, oder in diesem fall viele Kurven und Meter – „Das macht ihr nie!“
Haben wir alle ein kleines Kind in uns, dann kam jetzt ihres zum Vorschein und lies sie ins Auto steigen und die Wette eingehen. Es trieb sie Meter um Meter und Stunde um Stunde Richtung Paris.
Eine Nacht im Fiat 500 später und da saßen sie, auf der Champs-Élysées mit einem Kaffee in der Hand. Und Sonntag Abend ? Da waren sie wieder in Eisenkapell, wo der Gewinn auf sie wartete. Da waren sie also wieder Zuhause, tranken das gewonnene Bier.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann sitzen sie wahrscheinlich noch im genau gleichen Wirtshaus, ein paar, Maria Maria, vülle Glasalan Bier später und erzählen von Paris. 

Immer, wenn ich zu meinem Vater ins Auto steige, kommt die Frage:
Fahr ma nach Paris auf an Kaffee ?
Seit meine Oma die Geschichte erzählte, ist es ein geflügelterer Satz, der sich festgesetzt hat in unseren Köpfen.
So kam es, das wir nach Paris fuhren, auf einen Kaffee, den ich nicht trank.

August 2017, wir unterwegs durch Europa, mit dem Zug, spontan.
Nach einer schön aufregenden Zeit in London und Brighton, fuhren wir mit dem Eurostar von London nach Paris. Doch von diesen Abenteuern ein anderes Mal.
Es ist unglaublich wie schnell der Zug ist, nach zwei Stunden fünfzehn ist man da. Unter der Ärmelkanal geht es durch mit 300 km/h und alles was man sieht ist schwarz.
Mir wurde allerdings ziemlich übel, ich bin da sehr anfällig, und habe die Fahrt nicht als eine der schönsten Erinnerungen abgespeichert.

Da die Übelkeit sich zur anhaltenden Migräne entwickelte, verbrachten wir einen ruhigen Tag – mehr dazu hier – in Paris.
Doch auch in einem Tag erlebt man so einiges, von dem ich euch heute erzählen möchte.

 

Vegan in Paris

Le Potager du Marais

24 Rue Rambuteau, 75003 Paris, Frankreich

Ein kleines Restaurant, immer gefüllt doch ein Platz lässt sich finden.
Rein vegan, doch weder der typische vegane Burger noch der „healthy superfood salad with super special extra dressing“. Ich würde es eher in die Ecke „soul food“ oder „traditionell“ stecken.
Besonders gut ist die Zwiebelsuppe und der Lupinen Roast. Fast jede Hauptspeise kann mit Reis, Buchweizen oder Kartoffelpüree bestellt werden. Die vegane Käsealternative schmeckt deutlich besser als jene die in österreichischen Geschäften zu finden sind und der Lupinen Roast hat auch einen ungewohnt guten Geschmack.
Nicht gerade „insta-worthy“ angerichtet, aber manchmal ist das unschöne Essen das beste.
Es ist meiner Meinung nach recht teuer, jedoch verglichen mit Pariser Restaurants verhältnismäßig normal.
Das Personal ist sehr freundlich und die Atmosphäre gemütlich.
Wir können es nur empfehlen.

Café Pinson

6 Rue du Forez, 75003 Paris, Frankreich

Gelegen in Marais, ist das Pinson ein typisches „hipster cafe“. Die Bedienung ist freundlich, das Ambiente nett und das Essen recht gesund und gut. Ich würde die Speisen jedoch nicht als außergewöhnlich gut bezeichnen und relativ teuer.
Ist man in der Gegend bietet es sich an, doch extra dafür einen langen Weg auf sich zu nehmen, das würde ich nicht empfehlen.

 

Wild and the Moon

55 Rue Charlot, 75003 Paris, Frankreich
25 rue des Gravilliers, 75003 Paris, Frankreich 
Auch das Wild and the Moon ist ein Paradebeispiel für Hipster Cafes. Die Dichte an Pflanzen und Superfoods ist überdurchschnittlich hoch, was mein Herz gleich höher schlagen lies. Es gibt etliche „Bowls“, zwei Gerichte des Tages und Smoothies & Co.
Ich wiederhole mich, aber auch das zu recht hohen Preisen.
Gegessen haben wir wegen Zeitmangels nichts und weil die meisten Speisen kalt sind und uns nach etwas Warmen war.
Pizza
18 Rue des Gravilliers, 75003 Paris, Frankreich
 
Burger
55 rue des Archives
75003 Paris
Das Gegenteil zum Superfood Wahnsinn bietet Hank mit veganer Pizza und veganen Burgern. Dort sind wir ebenfalls aus Zeitmangel nur vorbei spaziert, es sah aber ganz gut aus. Weitere Informationen finden sich auf der Website.
IMG_3119
38 rue Debelleyme
Paris 75003
Schon seit 1932 wird in der im Familienbetrieb Poilane gutes Brot gebacken, nun ja, eigentlich kann ich das nicht bestätigen, denn solange lebe ich noch nicht.
Was ich jedoch bestätigen kann ist, dass sie im August 2017 gute Croissants und eine noch bessere Apfel Tarte gebacken haben und ich lehne mich mal so weit aus dem Fenster und sage, sie tun das in diesem Moment auch noch.
Leider nicht vegan, aber für alle Vegetarier und Allesfresser eine Empfehlung!
Und – endlich mal nicht so teuer – ein petit dejeneur mit Croissant und Tee bekommt man so um die drei Euro irgendwas, wenn ich mich recht entsinne.
IMG_3164
Wer nach einem veganen Frühstück sucht, wird hier fündig. Kein herausragendes Cafe, aber nett, einfach und gut zum Sitzen.
Pariser Parks
Wie in meinem Artikel beschreiben, verbrachten wir an unserem Sonntag in Paris viel Zeit damit Menschen in Parks zu beobachten. Besonders gefallen haben uns folgende zwei:
Place des Vosges, 75004 Paris, Frankreich
Der berühmte Park ist voller verschiedener Menschen und ein guter Ort, um eine Pause einzulegen.
…Wir landen in einem Park, sitzen auf einer Bank unter Bäumen, vor uns plätschert ein Brunnen und Touristen posen davor.
Eine Dame mit Perlenohrringen und ordentlich hochgesteckten Haar in blond, dreht langsam joggend ihre Runden. Selbst ihre Schuhe sehen ordentlich aus, und gleichen mit ihren gedeckten Farben, so gar nicht den üblichen knall neon Turnschuhen, die die Regale füllen. Elegant schnaufend macht sie bei einer Bank halt, legt ihr Bein darauf und dehnt es behutsam. Wenn jemand elegant schnaufen kann, dann sie… (weiterlesen) 
Square George Cain
Rue Payenne, 75003 Paris, Frankreich
Dieser Park ist wesentlich kleiner, strahlt jedoch eine Ruhe aus, die fast majestätisch wirkt. Blumen wuchern schön vor sich hin und Tauben flattern, in der Mitte eine Frauenstatue. Einfach schön.
Marais ist ein Viertel in Paris und könnte ich euch nur einen Tipp geben, dann wäre es dorthin zu gehen. Wir verbrachten fast den ganzen Sonntag dort, verzichteten auf Eifelturm und Champs-Élysées und genossen die Ruhe. In Marais finden sich auch etliche vegane Restaurants.
Victor Hugo beschrieb es zwar weniger einladend –

Zigeuner, entlaufene Mönche, versumpfte Studenten, Schurken aller Nationen, wie Spanier, Italiener, Deutsche, und alle Religionen, Juden, Christen, Mohammedaner, Götzenanbeter, am Tag bettelnd, nachts als Räuberbanden ausschwärmend…
– Der Glöckner von Notre Dame

 

– aber ich überlasse es euch, wem ihr mehr Glauben schenkt.

 

 

Einkaufen

E.Dehillerin

Viel eingekauft haben wir nicht, es war Sonntags und einige Läden zu, aber wenn mich ein Geschäft an Paris erinnert dann ist es dann E. Dehillerin, indem ich schon als Kind mit meinen Eltern all die Kupfertöpfe und Kochutensilien bewunderte. Das führte bei uns auch schon mal zu Übergepäck und lustigen Situation am Flughafen. Sagen wir es mal so, wir wurden mit „ach, sie sind die Familie mit den Töpfen“ angesprochen.
Es ist so ein Geschäft, wo du Sachen findest von denen du nie wusstest das du sie brauchst – btw Aushöhllöffel sind sehr praktisch.

 

Bio Supermärkte

… lassen sich einige in Paris finden und in ihnen viele vegane Snacks, falls es mal nur was Kleineres sein soll.

 

 

Sonstiges

 Ich habe es am meisten genossen mich durch die Straßen treiben zu lassen. Wenn man nur einen Tag hat, bringt es nichts diesen im totalen Stress zu verbringen. Deshalb ruhig mal die großen Sehenswürdigkeiten auslasen, denn das ist meiner Meinung nach sowieso nicht das „wahre“ Paris.
Weiters möchte ich euch noch einige meiner Paris Impressionen zeigen:

 

Bisous,
Stephanie

modimidofr

selfies posten, wenn sich die gedanken gerade nicht zwischen a und z ordnen lassen wollen und quer durch die linien tanzen, das macht man doch so, nicht?
mittlerweile kann ich die tage stehen lassen, auch wenn sie liegend verbracht wurden und alles was sich vorwärts bewegt hat, der warme tee im bauch war.
wenn der regen prasselt und die luft kalt werden lässt, aber innen alles warm ist.
wenn der bildschirm den ganzen tag verflackert und niemand etwas beanstandet, weil die tage mit s beginnen.
doch was ist mit dem modimidofr dazwischen, was ist mit den tagen, die weder mit warmen papier, bewegter tastatur noch warmen herzen verleben?
was ist, wenn nicht mal die unproduktivät mit glücklich sein glänzt und es sich anfühlt wie ein reines warten auf etwas, das auch nach 00:00 nicht eintrifft?
wie kann ich diese tage stehen lassen, wenn sie doch schon so ineinander fallen?
da sein. da sein und die gedanken kreuzen lassen und manchmal lauthals haare raufen. nicht alles hat eine konklusion und schon gar nicht jeder tag.